Auch wenn der Titel ein Schlachtfest a la Rambo verheißt, der Inhalt hat nichts mit Stallones inhaltsleerer Gewaltorgie zu tun: There will be blood erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Ölmannes Daniel Plainview.Nach Filmen wie Boogie Nights oder Magnolia ist dies der bislang engagierteste und ehrgeizigste Film von Paul T. Anderson. Selten ist ein Oscar für die beste männliche Hauptrolle so wenig angefochten worden, als der Gewinn der Statue durch Daniel Day Lewis. Es ist schlicht verblüffend zu sehen, wie Lewis den Geologen und Unternehmer Daniel Plainview nicht spielt, sondern verkörpert. Das There will be blood noch viele weitere Qualitäten besitzt, beweist das nachfolgende Review.
Story
Der Beginn der Industrialisierung und des Kapitalismusses moderner Prägung fällt in die Zeit des ausgehenden 19.Jahrhunderts und der Film spannt den Bogen bis 1927. Dabei streift er Themen wie Kapitalismus und Zersiedelung, genauso wie Familie und Religiosität. Die neue Hoffnung die viele arme Menschen in den wirtschaftlich rückständigen ländlichen Gebieten mit den Ölfunden verbindet, wird grausam enttäuscht, nicht zuletzt durch Menschen wie Plainview, der mit seinem Sohn auf dem Arm bei den Farmern einkehrt und sich bewirten lässt, nur um diese bei anschließenden Verkaufsgespräch zu übervorteilen.Der einzige zu dem Plainview ein gutes Verhältnis hat, auf den er angewiesen ist und dem er alles sagt ist sein Adoptivsohn. Doch ihr Verhältnis wird für immer zerstört, als Plainview bei einem Brand lieber zuerst das Feuer löscht als seinen Sohn zu retten – der daraufhin taub wird. Ein Gehörloser ist aber für den Ölmann Plainview nutzlos und unnützer Ballast.Plainviews großer Gegenspieler ist der selbstbewusste junge Prediger, der sich vom Öl ebenfalls den Aufstieg zum landesweit bekannten Gottesmann erhofft. Dieser begeht den Fehler seinen Gegner öffentlich bloßzustellen, eine Demütigung die Plainview nie vergessen und heimzahlen wird.Ein schwieriger, nicht leicht zugänglicher Film. Sehr dialoglastig, mit toller Cinematografie und grandiosen Schauspielerleistungen, die zu Unrecht etwas von Daniel Day Lewis Verkörperung des Daniel Plainview überstrahlt werden. Plainviews größter Triumph, der Sieg bei Verhandlungen um den Zugang zu einer Ölquelle riesigen Ausmaßes, die von einer ländlichen Kirchengemeinde kontrolliert wird, ist gleichzeitig auch seine größte Niederlage. So ist dies auch der Beginn seines Niederganges, ein unvergleicher Abstieg in die Hölle, der sowohl Mord beinhaltet, als auch unvorstellbare Grausamkeiten seinem Sohn gegenüber.Da dies filmisch sehr ruhig, fast elegisch erzählt wird, erfolgt der Spannungsaufbau hier über die innere Story, nämlich der Charakterentwicklung der Personen und ihrer Wechselwirkung miteinander. So konzentriert sich Anderson darauf, seinen Schauspielern genügend Raum und Zeit (intelligente Dialoge!) zu geben, ihre Rollen natürlich anzulegen und die Protagonisten zu Personen aus Fleisch und Blut werden zu lassen.
Bildqualität
There will be blood präsentiert sich in der Standardauflösung von 1920x1080p, ist im VC-1 Codec portiert und weist das Ansichtsverhältnis 2,40:1 auf. Der Qualitätseindruck ist ambivalent. Streckenweise ist die Bildqualität hervorragend und verfehlt den Referenzrang nur knapp. Hauttöne und Gesichtsfarben sind natürlich, zusammen mit dem tollen Kontrast entsteht ein sehr natürliches, stimmiges Bild. Obwohl eher farbarm inszeniert, sind die Farben doch kräftig und brillant, weisen aber dennoch feinste Farbverläufe auf.Aber: In vereinzelten Szenen ist Graining festzustellen und auch die Schärfe ist nicht immer perfekt. Leichte Schwächen zeigen sich überraschenderweise beim Schwarzwert, vor allem in den ersten 30 Minuten des Films, da wirkt das Schwarz manchmal nicht kraftvoll genug. Obwohl die Tiefenschärfe überzeugt, gibt es doch vereinzelt Unschärfen. Da diese Bildschwächen nur zum Teil der Cinematografie (z.B. Einsatz von Filtern) anzulasten sind, gibt’s leichte Abzüge in der Bewertung.
Tonqualität
Ton ist nur DD 5.1 – irgendwelche Fragen?Der Ton hält mit dem Bild nicht ganz mit, der Score ist eher unauffällig und zurückhaltend. Enttäuschend ist die Geräuschkulisse etwa bei den Arbeiten auf der Förderstelle oder beim Explodieren der Fundstelle: Hier hätte man sich durchaus mehr Wucht, Dynamik und Direktheit gewünscht, alles wirkt recht brav und bieder.Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt ist der Score stimmig und passend, aber nicht ohne Fehler, bzw. Schwächen. Negativ fällt auf, dass in der deutschen Version die Dialage deutlich in den Vordergrund der Tonabmischung gerückt sind, dadurch bleibt Gesprochenes zwar immer gut verständlich, wirkt aber immer auch räumlich etwas deplatziert – das geht besser.
Ausstattung
Die Disc bringt nicht nur ein schönes, animiertes Menü mit sich, sondern auch einige interessante Features und Extras. Neben historischen Dokumentationen kann man einiges über die Anfänge der Öl- und Petroliumindustrie lernen, zusätzlich finden sich einige ungewöhnliche Beiträge zum Film, die deutlich über die sonst zu findenden Belanglosigkeiten hinausgehen. Dazu sind fast alle Beiträge in HD, lobenswert und auch einen Blick für diejenigen wert, die Extras ansonsten nicht beachten.
Fazit
Eine bildgewaltige Charakterstudie, die in jeder Blu-ray Sammlung zu finden sein sollte. Vor allem Daniel Day Lewis macht diesen Film fast zu einer One Man Show, dem die Regie allerdings durch eine ausgefeilte Cinematografie und gute Besetzung der anderen Rollen entgegentritt.Nein, das ist keine leichte Unterhaltung, die man neben dem Bügeln oder beim parallelen Vorbereiten des Familienabendessens schaut. Auch für das gemeinsame Schauen im Bekannten- und Freundeskreis gibt es geeignetere Titel. There will be blood verlangt Ihre Aufmerksamkeit – und Geduld! Dafür wird man allerdings auch mit einem Stück Filmkunst der Extraklasse verwöhnt, mit tollen Schauspielerleistungen, klasse Dialogen und eindrucksvoller Cinematografie sowie einem Teil amerikanischer Geschichte belohnt, das noch lange nach Schluss zum Nachdenken und Beschäftigen anregt.Die technischen Qualitäten stimmen weitgehend, bis auf den Ton, der mal wieder aus einer einfachen DD 5.1 Spur besteht. Da fragt sich so mancher HighDef Freund, der ins neue Bild- und Tonformat des Blu-ray Mediums kräftig investiert hat, ob er sich die Investition nicht noch auf Jahre hinaus hin hätte sparen können. Filmfreunde bekommen dafür aber immerhin Extras vorgesetzt, die den Namen auch verdienen, weitgehend in HD sind und die Wertschätzung für den Film noch vertiefen. Klare Empfehlung für alle die vom Kino (manchmal) mehr erwarten als leichte Unterhaltung. (fb)
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Kaufempfehlung
8 von 10